Sie haben einen Fahrrad- oder Reitunfall erlitten und jede Bewegung tut weh. Eine Schulterluxation ist meist ein Ereignis, dass man den Rest seines Lebens nicht mehr vergisst!
Im Rahmen einer Schulterluxation wird der Oberarmkopf aus der Gelenkpfanne gehebelt, dabei können strukturelle Schäden an der Schulter entstehen, die auf natürlichem Weg nicht mehr folgenlos abheilen.
In diesem Beitrag erfahren Sie:
Darum kugelt die Schulter aus.
Die besten Erstmaßnahmen bei Schulterluxation.
Dann ist eine Operation nach Schulterluxation sinnvoll.
Das passiert bei einer Schulterstabilisierung in Schlüssellochtechnik.
Dann kann ich nach einer Schulterluxation wieder Sport machen.
Die Schulter ist das mit Abstand beweglichste Gelenk unseres Körpers. Es erlaubt uns, den Arm in nahezu jede Position zu bringen die wir möchten, um mit unserer Hand Dinge zu erreichen und Tätigkeiten auszuführen.
Darum kugelt die Schulter aus.
Während eines Unfalls kann die Belastbarkeit der aktiven und passiven Stabilisatoren überschritten werden, dabei kann die Schulter auskugeln.
Das hohe Bewegungsausmaß der Schulter wird ermöglicht, weil wir eine verhältnismäßig flach ausgebildete Gelenkpfanne haben.
Damit der Oberarmkopf bei alltäglichen Bewegungen nicht aus der Gelenkpfanne heraus rutscht wird das Schultergelenk von aktiven Stabilisatoren (Muskeln/Sehnen) und passiven Stabilisatoren (Labrum/Bänder) gehalten.
Das Labrum, welches wie eine Gelenklippe die knöcherne Pfanne zirkulär umgibt, trägt durch eine Vergrößerung der Kontaktfläche zwischen den beiden Gelenkpartnern erheblich zur Gelenksstabilität der Schulter bei. Während bei angeborenen oder funktionellen Schulterluxationen häufig genetische Ursachen und Fehlfunktionen vorliegen, ist die traumatische Schulterluxation typischerweise durch einen Unfall gekennzeichnet.
Kommt es im Rahmen z.B. eines Skiunfalls oder eines Sturzes zu einer Krafteinwirkung, die den Oberarmkopf über die Belastbarkeit der aktiven und passiven Stabilisatoren hinaus aus der Pfanne heraushebelt, kugelt die Schulter aus.
Als Folge tritt der Oberarmkopf vor (95%) oder hinter (5%) die Schulterpfanne. Dieses Ereignis ist meist sehr schmerzhaft und führt zu einer nahezu vollkommenen Bewegungseinschränkung der Schulter.
Die besten Erstmaßnahmen bei Schulterluxation.
Nach erfolgreicher Reposition ist eine MRT-Bildgebung wichtig, um den strukturellen Schaden der Verletzung genau beurteilen zu können.
Bei Verdacht auf eine Schulterluxation begeben Sie sich zügig in die Notaufnahme einer Klinik in Ihrer Nähe. Wenn Sie dazu nicht in der Lage sind, alarmieren Sie den Rettungsdienst und lassen sich vom Unfallort in eine Klinik transportieren.
Im Krankehaus wird die Schulter nach einer Untersuchung wieder eingerenkt. Meistens wird zuvor ein Röntgenbild angefertigt um die Verdachtsdiagnose zu bestätigen. Dies ist wichtig, da Oberarmbrüche ähnliche Beschwerden hervorrufen können, das Vorgehen jedoch anders ausfällt.
Zeigt sich im Röntgenbild eine Schulterluxation, wird diese gewöhnlich in einer kurzen Narkose eingerenkt. In geübter Hand gelingt das auch ohne Narkose. Anschließend wird der Arm in einer Schlinge oder Orthese gelagert um das Repositionsergebnis zu sichern.
Kribbelige Finger sollten jetzt nachlassen, eine eingeschränkte Nervenfunktion bedarf weiterer Abklärung! Die Schmerzen lassen bei geglückter Reposition unmittelbar nach und die Funktion wird in den Folgetagen spürbar besser.
Röntgen oder CT-Untersuchungen reichen nicht aus um den Schaden der Luxation genau zu bewerten, da sie Weichgewebe wie das Labrum und Sehnenansätze nicht, bzw. nur eingeschränkt abbilden.
Eine MRT Untersuchung ist daher sinnvoll um den strukturellen Schaden an den aktiven und passiven Stabilisatoren einzuordnen. In aller Regel lässt sich eine MRT Untersuchung der Schulter innerhalb weniger Tage durchführen.
Jetzt haben sie Zeit sich umzusehen und Ihre Befunde mit einem Schulterspezialisten in Ruhe zu besprechen.
Dann ist eine Operation nach Schulterluxation sinnvoll.
Die Entscheidung, welches Verfahren am geeignetsten ist, hängt vom funktionellen und sportlichen Anspruch, dem Alter sowie weiteren individuellen Faktoren ab.
Prinzipiell kann nach einer erstmaligen traumatischen Schulterausrenkung eine konservative (nicht-operative) und operative Behandlung durchgeführt werden.
Die Entscheidung, welches Verfahren am geeignetsten ist, hängt vom funktionellen und sportlichen Anspruch, dem Alter sowie weiteren individuellen Faktoren ab.
Bei jüngeren und sportlichen Patienten kann durch eine operative Stabilisierung die Gefahr einer erneuten Ausrenkung oder einer persistierenden Instabilität deutlich reduziert werden.
Bei älteren Patienten ist es hingegen wichtig einen Riss der Rotatorenmanschette auszuschließen bzw. je nach Ausprägung zu behandeln, da bei älteren Patienten die Rotatorenmanschette im Rahmen einer Luxation leichter reißt.
Die Entscheidung für oder gegen eine operative Behandlung hängt von der individuellen Entwicklung in den frühen Tagen und Wochen nach der Luxation und dem Ausmaß der Verletzung im MRT ab.
Bei einem positiven Heilungsverlauf wird zunächst beobachtet und die Stabilität im Rahmen einer Kontrolluntersuchung händisch überprüft.
Zeigen sich darin Schmerzen bei Bewegung oder ist ein Instabilitätsgefühl trotz Physiotherapie anhaltend, bzw. der strukturelle Schaden im MRT-Befund ausgeprägt, dann ist ein operativer Eingriff in Schlüssellochtechnik nach einer traumatischen Erstluxation sinnvoll. Während einer Untersuchung in unserer Praxisklinik prüfen wir mit Ihnen genau die vorliegenden Befunde und erklären Ihnen die verschiedenen Therapieoptionen.
Das passiert bei einer Schulterstabilisierung in Schlüssellochtechnik.
"Nach der individuellen Befunderhebung wird in minimalinvasiver Technik das Labrum mitsamt einem Teil der Kapsel (Inferiores glenohumerales Band) an der Gelenkpfanne befestigt und die Schulter dadurch stabilisiert."
Die arthroskopische Schulterstabilisierung ist ein sehr etabliertes und regelmäßig angewandtes Verfahren.
Hierbei wird mit einer Kamera (Arthroskop) in das Schultergelenk eingesehen und zunächst eine individuelle Befunderhebung durchgeführt. Dabei werden die Schäden an der Gelenklippe (Labrum) am Knorpel, aber auch in allen anderen Gelenkbereichen eroben.
Die Arthroskopie kann dabei die Verletzung mit viel höherer Auflösung aus unterschiedlichen Winkeln darstellen und ist der offenen Stabilisierung dahingehend überlegen.
Über zwei "Portale" (kleine Inzisionen in der Haut) werden Instrumente schonend in das Schulterlenk eingeführt. Zunächst wird die Stelle an der die abgelöste Gelenlippe später mitsamt einem Teil der Kapsel (Inferiores glenohumerales Band) fixiert werden soll vorbereitet.
Dabei wird die Gelenkpfanne von Narbengewebe befreit und der Wundgrund angeschrift, damit eine natürliche Heilung entstehen kann.
Anschließend werden kleinste Fadenanker am Rand der Schulterpfanne eingesetzt und das Gewebe damit befestigt. Die Fadenanker werden in den Knochen gesetzt und müssen nicht wieder entfernt werden.
In aller Regel wird die Gelenklippe in einer knotenlosen Technik refixiert. Das bedeutet, dass auf potentiell störendes Fadenmaterial durch Knoten verzichtet werden kann.
Im selben Verfahren können Verletzungen des hinteren Labrums sowie an anderen Stellen des Schultergelenks mit versorgt werden, was nicht selten bei wiederkehrender Luxation erforderlich sein kann.
So gelingt eine belastingsfähige Stabilisierung der Schulter.
Zum Ende der Operation wird noch während der Narkose die wiedererlangte Stabilität der Schulter überprüft sowie das Bewegungsausmaß im Rahmen einer abschließenden Funktionsprüfung erfasst. Dadurch wird ein optimales Operationsergebnis sichergestellt.
Dann kann ich nach einer Schulterluxation wieder Sport machen
Die Wiederaufnahme von Sport ist nach einer Schulterluxation individuell sehr unterschiedlich. Das hängt zum einen vom strukturellen Schaden an der Schulter ab und zum anderen von der Sportart ab, die sie ausüben wollen.
Joggen und Fahrradfahren sind meist nach wenigen Wochen möglich. Erschütterungen können jedoch zu Schmerzen führen, die ein "Abwarten und Neu versuchen" nötig machen.
Überkopfsportarten benötigen häufig mehr Zeit, da sie ein hohe Bewegungsausmaß der Schulter einfordern.
Skifahren, Snowboarden und Kontaktsportarten sollten wegen des Risikos einer Reluxation erst nach 6 Monaten begonnen werden.
Fazit:
Die Schulter ist aufgrund ihrer speziellen Eigenschaften und des hohen Bewegungsausmaßes anfällig auszukugeln.
Nach erfolgreicher Reposition ist eine Kernspintomographie zur genauen Erhebung des strukturellen Schadens sinnvoll.
In vielen Fällen ist eine konservative Behandlung nach erstmaliger Schulterluxation ausreichend.
Bleibt das Gefühl einer instabilen Schulter bestehen, oder treten Schmerzen bei Bewegungen auf, ist die Schulterstabilisierung in Schlüssellochtechnik ein etabliertes Verfahren mit einer hohen Patientenzufriedenheit.
Je nach strukturellem Schaden, Beschwerdebild und gewähltem Behandlungsverfahren ist sportliche Betätigung 3-6 Monate nach einer Operation wieder möglich.
Sie hatten eine Schulterluxation und möchten mehr über die möglichen Therapieoptionen wissen?
Dann vereinbaren Sie einen Termin mit unserem Spezialisten:
Facharzt für Orthopädie
und Unfallchirurgie,
Sportmedizin
Comments