Künstliches Schultergelenk (Schulterprothese): Arten, Ablauf und moderne Behandlungsmöglichkeiten
Wann ist ein künstliches Schultergelenk notwendig?
Wenn alle konservativen Maßnahmen bei schmerzhaftem Gelenkverschleiß oder schweren Verletzungen nicht mehr helfen, kann ein künstliches Schultergelenk (Endoprothese) die Lebensqualität deutlich verbessern.
Ziel ist es, Schmerzen zu beseitigen, die Beweglichkeit zu erhalten und Patient:innen die Rückkehr in Alltag, Beruf und Sport zu ermöglichen.
Typische Gründe für ein künstliches Schultergelenk sind:
Arthrose (Gelenkverschleiß)
Frakturen des Oberarmkopfes oder der Schulterpfanne
Schwere Knorpelschäden
Rotatorenmanschetten-Defekte in Kombination mit Arthrose
Was ist ein künstliches Schultergelenk?
Ein künstliches Schultergelenk (Schulterprothese) ersetzt verschlissene oder zerstörte Gelenkflächen durch Metall- und Kunststoffimplantate. Es wird eingesetzt bei Arthrose, Brüchen oder Sehnenrissen, wenn Schmerzen und Bewegungseinschränkungen konservativ nicht mehr behandelbar sind. Ziel ist es, Schmerzfreiheit und Beweglichkeit wiederherzustellen.
Moderne Technik: Navigation und Robotik
Zunehmend gewinnt die computergestützte Implantation von Schulterprothesen an Bedeutung. Mithilfe individueller CT-Daten, Navigation und Robotik können Implantate präziser eingesetzt werden.
Vorteil: ein exakt positioniertes Implantat schöpft das volle Potenzial der Prothese aus und führt zu besseren Langzeitergebnissen.

Arten von Schulterprothesen
1. Hemiendoprothese (Oberarmkopfprothese)
Wenn vor allem der Oberarmkopf verschlissen oder nach einer Fraktur zerstört ist, die Gelenkpfanne aber intakt bleibt, reicht oft der Ersatz des Oberarmkopfes.
Verfahren: Die Oberfläche des Oberarmkopfes wird abgetragen und mit einer schaftfreien Prothese ersetzt.
Vorteil: Knochen wird weitgehend erhalten, keine langen Schäfte nötig.
Optional: Ersatz der Pfanne, wenn sie geschädigt ist.

2. Anatomische Schultertotalendoprothese
Wenn sowohl Oberarmkopf als auch Pfanne betroffen sind, wird eine Totalendoprothese eingesetzt.
Kurzschaftprothese im Oberarm stabil verankert
Pfannenersatz meist aus Polyethylen, zementiert oder zementfrei
Pfannentypen: Kiel- oder Zapfenverankerung, je nach Knochenqualität
Für besondere Indikationen gibt es Titanpfannen mit Polyethylenaufsatz, die zementfrei implantiert und später in ein inverses System umgebaut werden können.

3. Inverse Schulterprothese
Bei ausgedehnten Schäden der Rotatorenmanschette ist eine klassische Prothese nicht ausreichend. In diesem Fall wird eine inverse Prothese eingesetzt.
Prinzip: Die Kugel sitzt an der Pfanne, die Pfanne am Oberarm – also „umgekehrt“.
Biomechanik: Das Rotationszentrum wird verlagert, sodass der Deltamuskel die Funktion der geschädigten Sehnen übernimmt.
Einsatz: meist ab dem 65. Lebensjahr, wenn die Rotatorenmanschette irreparabel ist, Deltamuskel aber intakt.
Materialien: Woraus besteht eine Schulterprothese?
Metallteile: Titan- oder Kobalt-Chrom-Legierungen (stabil, langlebig, biokompatibel)
Gleitflächen: Polyethylen, das als Gelenkfläche dient
Optionen: zementiert oder zementfrei, je nach Knochenqualität und Patient:innenalter
Ablauf der Operation
Vorbereitung: Anamnese, Diagnostik (MRT, CT), OP-Planung ggf. mit Navigation.
Operation: Je nach Indikation arthroskopisch unterstützt oder offen.
Implantation: exakte Platzierung von Kopf- und Pfannenersatz.
Nachsorge: Schonung, physiotherapeutische Übungen, schrittweise Belastungssteigerung.

Reha nach einer Schulterprothese
Die Rehabilitation ist entscheidend für das Ergebnis:
Phase 1 (0–3 Wochen): Ruhigstellung, Schmerzlinderung, passive Bewegungen.
Phase 2 (3–6 Wochen): Erweiterung des Bewegungsradius, Lymphdrainage bei Schwellungen.
Phase 3 (6–12 Wochen): Kräftigung der Muskulatur, Verbesserung der Koordination.
Phase 4 (ab 3–6 Monaten): Sportartspezifisches Training, Rückkehr in Alltag und Beruf.
Risiken und Haltbarkeit
Wie bei allen Operationen gibt es Risiken wie Infektionen, Lockerungen oder Prothesenverschleiß. Dank moderner Materialien und Techniken halten Schulterprothesen jedoch heute oft 15–20 Jahre und länger.
Worauf sollten Patient:innen achten?
Wahl eines erfahrenen Schulterspezialisten
Präzise OP-Planung mit moderner Bildgebung
Konsequente Reha und Nachsorge
Regelmäßige ärztliche Kontrollen
Fazit: Künstliches Schultergelenk für mehr Lebensqualität
Ein künstliches Schultergelenk ist eine verlässliche Option, wenn Schmerzen und Bewegungseinschränkungen das Leben stark beeinträchtigen.
Mit modernen Prothesenarten, computergestützter Navigation und einer konsequenten Rehabilitation lassen sich sehr gute Ergebnisse erzielen – für eine schmerzfreie, bewegliche Schulter und ein aktives Leben.
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FAQs zum künstlichen Schultergelenk
Wann braucht man ein künstliches Schultergelenk?
Bei schwerer Arthrose, Frakturen oder irreparablen Sehnenschäden.
Welche Arten gibt es?
Oberarmkopfprothesen, anatomische Totalprothesen und inverse Prothesen.

Wie lange hält eine Schulterprothese?
Meist 15–20 Jahre, abhängig von Belastung und Knochenqualität.
So ist der Ablauf nach einem künstlichen Schultergelenk.
Nach dem Eingriff ist der betroffene Arm in einer Orthese gelagert. In den ersten Tagen ist es wichtig den Arm in dieser Position zu lagern, damit das neue Gelenk nicht auskugelt. Bei einem anatomischen Kunstgelenk wird meistens die Rotatorenmanschette erhalten bzw. wieder befestigt, wodurch die Sehnen in den ersten 6 Wochen Zeit für die Einheilung am Knochen benötigen. In dieser Zeit sollte der Arm nicht zu stark nach außen gedreht werden.

Wie unterscheidet sich die Nachbehandlung bei inverser Prothese.
Bei einer inversen Prothese ist das Einheilen der Sehnen zwar nicht so entscheidend wie bei einer anatomischen Prothese, trotzdem sollten Bewegungen am Anfang unter Begeleitung eines Physiotherapeuten geübt werden um einen guten Bewegungsablauf des neuen Gelenks zu gewährleisten. Nach 3-4 Wochen ist dies meistens geschafft, sodass bei einer inversen Prothese die Nachbehandlung dann frei gegen werden kann. Insgesamt muss man nach einem künstlichen Schultergelenk mit einer Nachbehandlungszeit von 3-6 Monaten rechnen. Viele Patienten verspüren noch über das erste Jahr hinaus Verbesserungen im Bewegungsablauf.

PROF. DR. MED BEN OCKERT
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sportmedizin.




