Schultereckgelenk (AC-Gelenk): Ursachen, Sprengung, Arthrose und moderne Behandlungsmöglichkeiten
Was ist das Schultereckgelenk?
Das Schultereckgelenk (Acromioclaviculargelenk, AC-Gelenk) verbindet das Schlüsselbein mit dem Schulterdach (Akromion). Es ist die einzige knöcherne Verbindung zwischen dem Arm und dem Brustkorb und muss daher enormen Belastungen standhalten. Stabilisiert wird es durch eine feste Gelenkkapsel und kräftige Bänder.
Im Alltag spielt das AC-Gelenk eine eher unscheinbare Rolle – bis es nach einem Sturz verletzt oder durch Arthrose schmerzhaft wird.

Was führt zu einer Sprengung im AC-Gelenk?
Eine AC-Gelenksprengung entsteht häufig durch direkte Anpralltraumen, etwa bei einem Sturz auf die Schulter beim Fahrradfahren, Fußball oder Skifahren. Dabei können die Gelenkkapsel und die korakoklavikulären Bänder (CC-Bänder) überdehnt oder gerissen werden.
Je nach Ausmaß der Verletzung unterscheidet man verschiedene Rockwood-Typen. Während leichte Formen (Typ I und II) meist ohne OP ausheilen, erfordern schwere Sprengungen (Typ III–VI) oft eine operative Stabilisierung.
Was ist eine Schultereckgelenksprengung?
Eine Schultereckgelenksprengung ist eine Verletzung des AC-Gelenks, bei der die stabilisierenden Bänder reißen. Dadurch tritt das Schlüsselbein nach oben hervor und die Schulter wird instabil. Je nach Schweregrad unterscheidet man verschiedene Rockwood-Typen, die von einer leichten Zerrung bis zur vollständigen Verrenkung reichen.
Symptome einer Schultereckgelenksprengung
Typische Anzeichen sind:
Akute Schmerzen direkt über dem Gelenk
Schwellung und Bluterguss
Druckschmerz am seitlichen Schlüsselbeinende
Instabilität oder Verschiebung des Schlüsselbeins
Eingeschränkte Beweglichkeit und Kraftverlust
Bei einer vollständigen Sprengung tritt das Schlüsselbein nach oben hervor – das sogenannte Klaviertastenphänomen.


Klaviertastenphänomen – was bedeutet das?
Bei einer vollständigen Sprengung hebt sich das Schlüsselbein deutlich vom Schulterdach ab. Drückt man darauf, federt es wie eine Taste am Klavier wieder nach oben – daher der Begriff.
Streng genommen ist es jedoch nicht das Schlüsselbein, das nach oben „springt“, sondern das Schulterdach, das nach unten und vorne absinkt. Das Bild der „Klaviertaste“ ist also eher ein vereinfachtes Modell – aber in der Praxis gut verständlich.
Die Klassifikation nach Rockwood: Welche Typen gibt es?
Die Einteilung nach Rockwood beschreibt den Schweregrad einer AC-Gelenkverletzung:
Typ I: Zerrung der Gelenkkapsel, keine Instabilität
Typ II: Teilriss der Bänder, leichte Verrenkung
Typ III: Komplettriss der Kapsel und CC-Bänder, vollständige Verrenkung nach oben
Typ IV: Schlüsselbein verschiebt sich nach hinten und kann sich im Muskel verhaken
Typ V: Starker Hochstand des Schlüsselbeins mit Muskelablösung
Typ VI: Seltene Verrenkung nach unten unter den Rabenschnabelfortsatz

Arthrose im Schultereckgelenk
Neben akuten Verletzungen kann das AC-Gelenk auch durch Verschleiß (Arthrose) Beschwerden bereiten. Besonders bei Menschen, die über Jahre schwere Lasten gehoben haben oder Sportarten mit vielen Überkopfbewegungen ausüben, nutzt sich der Gelenkknorpel ab.
Nicht jede Arthrose macht Beschwerden. Wenn sie jedoch symptomatisch wird, äußert sie sich durch Druckschmerz, Belastungsschmerz und Einschränkungen bei Überkopfbewegungen.
Diagnostik: Wie wird eine AC-Gelenksprengung erkannt?
Die Diagnose basiert auf:
Körperlicher Untersuchung (Schwellung, Instabilität, Klaviertastenphänomen)
Röntgenbildern, ggf. mit Belastung
MRT bei Verdacht auf zusätzliche Verletzungen der Bänder oder Rotatorenmanschette
So lässt sich genau bestimmen, welcher Rockwood-Typ vorliegt und welche Behandlung notwendig ist.
Behandlungsmöglichkeiten: Konservativ oder operativ?
✅ Konservative Therapie
Bei leichten Verletzungen (Typ I und II) sowie manchen Typ-III-Fällen reicht meist eine ruhige Lagerung in einer Armschlinge, Schmerztherapie und Physiotherapie aus. Ziel ist die Schmerzlinderung und Wiederherstellung der Beweglichkeit.
✅ Operative Therapie
Ab Typ III mit starker Instabilität und bei Typ IV–VI ist eine Operation oft sinnvoll. Hierbei werden die gerissenen Bänder rekonstruiert und das Gelenk stabilisiert. Moderne Methoden nutzen minimalinvasive Techniken, die eine schnellere Heilung ermöglichen.

Reha und Nachsorge
Die Rehabilitation nach einer AC-Gelenksverletzung umfasst:
Ruhigstellung in den ersten Wochen, um die Heilung zu sichern
Frühfunktionelle Bewegungsübungen zur Vermeidung von Schultersteife
Kräftigung der Muskulatur, vor allem der Rotatorenmanschette
Schrittweise Rückkehr zu Alltag, Beruf und Sport
Eine vollständige Heilung dauert je nach Schweregrad 6 Wochen bis 6 Monate.
Prävention: So können Sie das AC-Gelenk schützen
Nicht jede Verletzung lässt sich vermeiden, aber durch präventive Maßnahmen können Sie das Risiko deutlich senken:
Aufwärmen vor dem Sport
Kräftigungsübungen für Schultermuskulatur und Schulterblattstabilität
Korrekte Technik bei Überkopfbewegungen
Ergonomisches Arbeiten im Alltag
Bei Kontaktsportarten: ggf. Schutzkleidung nutzen
Fazit: Das kleine Gelenk mit großer Bedeutung
Das Schultereckgelenk ist klein, aber entscheidend für die Beweglichkeit und Stabilität der Schulter. Verletzungen wie eine Sprengung nach Sturz oder eine Arthrose durch Verschleiß können erhebliche Beschwerden verursachen – sind aber mit moderner Diagnostik und individuell angepasster Therapie gut behandelbar.
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FAQs zum Schultereckgelenk
Wann ist eine Operation bei AC-Gelenk Verletzung notwendig?
Bei höhergradigen Verletzungen nach Rockwood (Typ III–VI) ist eine operative Stabilisierung meist sinnvoll.
Welche Operationen werden am AC-Gelenk durchgeführt?
Typische Verfahren sind Faden- und Plattenrekonstruktionen oder die Fixation mit modernen Implantaten.

Wie lange dauert die Genesung nach einer AC-Gelenk-OP?
Die Reha dauert meist 3–6 Monate. Sportarten mit hoher Belastung sollten erst nach vollständiger Stabilität wiederaufgenommen werden.
Welche Risiken bestehen bei einer AC-Gelenk-Operation?
Es können Infektionen, Materiallockerungen oder verbleibende Instabilitäten auftreten.

Ist eine Operation bei jeder AC-Gelenksverletzung nötig?
Nein, leichte Verletzungen (Rockwood I–II) können oft konservativ behandelt werden.

PROF. DR. MED BEN OCKERT
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sportmedizin.