KALKSCHULTER
Kalk ist eine häufige Ursache für Schulterschmerzen. Frauen zwischen 30 und 50 Jahren sind besonders häufig betroffen.
Wie kommt der Kalk in die Schulter?
Die Kalkschulter (Tendinosis calcarea) ist eine Erkrankung im Bereich der Rotatorenmanschette. Besonders häufig befällt Kalk die Supraspinatussehne.
Aber wieso kommt Kalk ausgerechnet dorthin?
Ursächlich ist eine Minderdurchblutung der Rotatorenmanschette, die zur Kalkablagerung in der Supraspinatussehne führt.
Die Supraspinatussehne ist aufgrund ihres Verlaufs besonders häufig Scher- und Druckbelastungen unter dem Schulterdach ausgesetzt.
Dadurch kann sich im Rahmen von Umbauprozessen Kalk in den Sehnenansatz einlagern. Dadurch können Schulterschmerzen verursacht werden.
So ist der spontane Verlauf einer Kalkschulter.
Der Ablauf einer Kalkschulter unterteilt sich in der Regel in 4 Phasen.
In der 1. Phase, der Zellumwandlung, wird das Sehnengewebe zu Faserknorpel umgebaut. Der Patient empfindet in der Regel keine oder nur sehr leichte Schmerzen.
In der 2. Phase, der Verkalkung, stirbt das Knorpelgewebe teilweise ab und und wird durch Kalkeinlagerung ersetzt. Ab diesem Zeitpunkt lässt sich das Krankheitsbild mittels Ultraschall und auch später auch durch eine Röntgenuntersuchung gut nachweisen, eine Kernspintomographie ist in dieser Phase weniger sensitiv. Wird die Schultersehne durch das Kalkdepot sehr aufgeworfen, kann es beim Anheben des Armes zu einer Enge im Schulterdach (Akromion) kommen. Dieses sogenannte Impingement reizt die unter das Schulterdach gleitenden Sehnen, vor allem die Supraspinatussehne sowie die Schleimbeutel.
In der 3. Phase, der Resorptionsphase, wird wie der Name vermuten lässt der Kalkherd resorbiert (aufgelöst), was mit zum teil heftigen Entzündungsreaktionen einhergeht. Hierdurch können starke Schulterschmerzen ausgelöst werden. Wenn sich einzelne Kalkherde in den Schleimbeutel des Schulterdachs (Bursa subacromialis) ausdehnen, können sie dort eine Schleimbeutelentzündung (Bursitis) verursachen.
Die 4. Phase ist das Stadium der Reparatur: Wenn sich das Kalkdepot auflößt, werden die Beschwerden weniger. Nicht jede Kalkschulter durchläuft alle Zyklen vollständig. Sie kann in jedem Stadium verharren. Die Beschwerden eines Patienten mit Kalkschulter können variieren. Dies hängt hauptsächlich von der Größe des Kalkdepots und dem Erkrankungsstadium ab.
FAQ zur Kalkschulter
Welche konservativen Therapieoptionen funktionieren bei der Kalkschulter wirklich?
Die Behandlung einer Kalkschulter erfolgt in den meisten Fällen konservativ.
Schmerztherapie bei Kalkschulter
Schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente sowie Kühlung der Schulter (Kryotherapie) lindern die Schmerzen und bremsen die Entzündungsvorgänge. Auch eine Injektion mit leichten Betäubungsmitteln und einem Corticoid kann zu einer schnellen Schmerz- und Entzündungsreduktion führen.
Konservative Behandlung mittels Stoßwellentherapie
Eine Stoßwellentherapie kann wiederkehrende Schmerzen in der Schulter lindern. Hierbei wird das Kalkdepot gezielt mit fokussierten Stoßwellen beschossen. Keine Angst, es wird niemand erschossen, aber diese Behandlung kann vorübergehend als schmerzhaft empfunden werden. Die durch die Stoßwellen induzierten biologischen Heilungsprozesse helfen die Kalkeinlagerung schneller aufzulösen.
Was bringt die Entlastung durch eine Orthese?
Besteht eine akute Schleimbeutelentzündung (Bursitis subacromialis) und leidet der Patient somit unter starken Schulterschmerzen, kann eine Schulterorthese (Bandage) den Arm kurzzeitig entlasten. Jedoch führt dies automatisch zu einer Bewegungseinschränkung, die das Schmerzempfinden erhöhen und den Heilungsverlauf verlängern können. Nach Abklingen der akuten Entzündung sollte eine Orthese daher abgelegt und mit leichten Bewegungsübungen begonnen werden.
PROF. DR. MED BEN OCKERT
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sportmedizin.