Kalkschulter: Symptome, Ursachen, Diagnose und Behandlung der Tendinosis calcarea
Die Kalkschulter, auch bekannt als Tendinosis Calcarea, ist eine schmerzhafte Erkrankung des Schultergelenks, die durch Kalkablagerungen in den Sehnen der Rotatorenmanschette verursacht wird. Diese Kalkdepots können zu Entzündungen und starken Schmerzen führen, was die Beweglichkeit des Arms einschränkt.
Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Im Folgenden werden die Symptome, Ursachen und verschiedene Therapieansätze detailliert erläutert.

Symptome der Kalkschulter
Häufige Beschwerden
Die häufigsten Beschwerden bei einer Kalkschulter sind Schulterschmerzen, die plötzlich auftreten können und sich im Laufe der Zeit verschlimmern. Oftmals strahlen die Schmerzen in den Arm aus. Die Schmerzen in der Schulter können sowohl in Ruhe als auch bei Bewegung auftreten und werden oft als stechend oder dumpf beschrieben. Viele Patienten klagen auch über Schmerzen in der Nacht, insbesondere beim Liegen auf der betroffenen Schulter.
Schmerzverlauf und Intensität
Der Schmerzverlauf bei einer Kalkschulter kann sehr unterschiedlich sein. In einigen Fällen beginnt die Erkrankung mit leichten Beschwerden, die sich langsam steigern, während in anderen Fällen die Schmerzen plötzlich und heftig auftreten. Die Intensität der Schmerzen kann von leichten Beschwerden bis hin zu unerträglichen Schmerzen reichen, die den Alltag stark beeinträchtigen. Der Schmerz ist oft abhängig vom Stadium der Verkalkung und der damit verbundenen Entzündung.
Bewegungseinschränkungen
Bewegungseinschränkungen sind ein weiteres häufiges Symptom der Kalkschulter. Die Schmerzen führen dazu, dass Betroffene den Arm weniger bewegen, was wiederum zu einer Versteifung des Schultergelenks führen kann. Insbesondere das Anheben des Arms über Kopfhöhe oder das Drehen des Arms nach außen kann sehr schmerzhaft und eingeschränkt sein. Eine Schultersteife kann sich entwickeln, was die konservative Therapie zusätzlich erschwert und die Notwendigkeit eines operativen Eingriffs erhöht.
Ursachen der Kalkschulter
Verkalkung in der Schulter
Die Hauptursache für eine Kalkschulter ist die Verkalkung der Schultersehnen, insbesondere der Supraspinatussehne. Diese Kalkablagerungen, auch Kalkdepots genannt, entstehen im Ansatzbereich von Sehnen und können zu einer Tendinosis calcarea führen.
Die genauen Mechanismen, die zu dieser Verkalkung führen, sind noch nicht vollständig geklärt. Man vermutet, dass eine gestörte Durchblutung im Sehnengewebe eine Rolle spielt. Die Verkalkung kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein und in verschiedenen Stadien verlaufen, was sich auch auf die Beschwerden auswirkt.
Faktoren für Tendinosis calcarea
Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko einer Tendinosis calcarea erhöhen können. Dazu gehören insbesondere:
Eine genetische Veranlagung
Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus
Hormonelle Veränderungen
Auch eine Überlastung der Schulter durch repetitive Bewegungen oder schwere körperliche Arbeit kann die Entstehung von Kalkablagerungen begünstigen. Die genaue Kombination dieser Faktoren ist jedoch individuell verschieden und macht die Ursachenforschung komplex. Ein Facharzt für Orthopädie kann hier genauere Auskunft geben.
Verletzungen und Überlastung
Verletzungen und Überlastung der Schulter können ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung einer Kalkschulter spielen. Mikrotraumata, die durch wiederholte Bewegungen oder ungewohnte Belastungen entstehen, können zu Entzündungen und in der Folge zu Kalkablagerungen in den Schultersehnen führen.
Sportarten, die eine hohe Beanspruchung des Schultergelenks mit sich bringen, wie beispielsweise Werfen oder Schwimmen, können das Risiko erhöhen. Eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung sind wichtig, um chronische Beschwerden zu vermeiden.

Diagnostik der Kalkschulter
Bildgebende Verfahren
Zur Diagnostik der Kalkschulter werden verschiedene bildgebende Verfahren eingesetzt. Dabei kommen unter anderem folgende Methoden zum Einsatz:
Das Röntgen: Es ist oft die erste Wahl, um die Kalkdepots sichtbar zu machen. Im Röntgenbild lassen sich Größe, Form und Lage der Kalkablagerungen gut beurteilen.
Ein Ultraschall: Dieser kann hilfreich sein, um die Sehnen der Rotatorenmanschette zu untersuchen und Entzündungen oder Flüssigkeitsansammlungen, beispielsweise eine Schleimbeutelentzündung, festzustellen.
In manchen Fällen kann auch eine MRT (Magnetresonanztomographie) erforderlich sein, um andere Ursachen für die Schulterschmerzen auszuschließen.
Klinische Untersuchung
Die klinische Untersuchung ist ein wichtiger Bestandteil der Diagnostik einer Kalkschulter. Der Arzt wird die Beweglichkeit des Schultergelenks prüfen und spezifische Tests durchführen, um die schmerzhaften Bereiche zu lokalisieren. Dabei wird auch auf Begleiterscheinungen wie eine Schleimbeutelentzündung oder eine Schultersteife geachtet.
Die Anamnese, also das Gespräch mit dem Patienten über seine Beschwerden, den Schmerzverlauf und mögliche Auslöser, liefert wertvolle Hinweise für die Diagnose. Auch Schmerzen in der Nacht oder beim Liegen auf der betroffenen Schulter sind wichtige Informationen.
Diagnoseverfahren im Detail
Im Detail umfasst die Diagnostik der Kalkschulter eine Kombination aus Anamnese, klinischer Untersuchung und bildgebenden Verfahren. Die Anamnese erfasst die Art und Dauer der Schmerzen, mögliche Auslöser und Vorerkrankungen. Bei der klinischen Untersuchung werden spezifische Tests durchgeführt, um die betroffene Sehne zu identifizieren und andere Ursachen für die Schulterschmerzen auszuschließen.
Röntgenaufnahmen oder Ultraschalluntersuchungen bestätigen die Diagnose und geben Aufschluss über die Größe und Lage der Kalkablagerungen. So kann der Arzt das Krankheitsbild genau einordnen und die passende Behandlung der Kalkschulter einleiten.
Konservative Behandlung der Kalkschulter und Operation als Option
Konservative Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung der Kalkschulter beginnt in der Regel mit konservativen Maßnahmen. Ziel der konservativen Behandlung ist es, die Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit des Schultergelenks wiederherzustellen. Hierbei kommen verschiedene Therapieansätze zum Einsatz, wie beispielsweise Schmerzmittel, entzündungshemmende Medikamente und Physiotherapie.
Die Physiotherapie umfasst gezielte Übungen, um die Muskulatur der Rotatorenmanschette zu stärken und die Beweglichkeit zu verbessern. Kühlende Umschläge können ebenfalls helfen, die Entzündung zu reduzieren. Viele Patienten empfinden diese konservative Therapie als effektiv, besonders in frühen Stadien der Erkrankung.
Stoßwellentherapie
Eine weitere Option bei der Behandlung der Kalkschulter ist die Stoßwellentherapie (ESWT). Bei dieser Therapie werden hochenergetische Schallwellen auf die betroffene Stelle gerichtet, um die Kalkablagerungen zu verflüssigen und abzubauen. Die extrakorporale Stoßwellentherapie kann die Durchblutung im Bereich der Supraspinatussehne verbessern und somit den Heilungsprozess fördern.
Oftmals sind mehrere Sitzungen notwendig, um eine deutliche Besserung der Beschwerden zu erzielen. Die ESWT ist eine nicht-invasive Methode und stellt eine gute Alternative zur operativen Behandlung dar, besonders wenn die konservative Therapie nicht ausreichend wirkt.
Operative Behandlung
Wenn konservative Behandlungsmöglichkeiten und die Stoßwellentherapie nicht zu einer ausreichenden Besserung der Beschwerden führen, kann eine operative Behandlung der Kalkschulter in Erwägung gezogen werden. Bei dem Eingriff werden die Kalkdepots aus der Sehne entfernt. Dies kann entweder arthroskopisch, also minimal-invasiv, oder in einer offenen Operation erfolgen.
Ziel der Operation ist es, die schmerzhaften Kalkablagerungen zu entfernen und die Funktion der Rotatorenmanschette wiederherzustellen. Nach der Operation ist eine intensive Physiotherapie erforderlich, um die Beweglichkeit und Kraft im Schultergelenk wiederzuerlangen.

Nachsorge und Rehabilitation
Rehabilitation nach der Behandlung
Nach der Behandlung der Kalkschulter, sei es konservativ oder operativ, spielt die Rehabilitation eine entscheidende Rolle. Die Physiotherapie ist ein zentraler Bestandteil der Rehabilitation. Gezielte Übungen helfen, die Muskulatur der Rotatorenmanschette zu stärken, die Beweglichkeit des Schultergelenks zu verbessern und die Schmerzen zu lindern.
Es ist wichtig, die Übungen regelmäßig und unter Anleitung eines Therapeuten durchzuführen, um eine optimale Genesung zu gewährleisten. Eine frühzeitige Mobilisierung des Arms ist wichtig, um eine Schultersteife zu vermeiden.
Langzeitprognose und Rückfallrisiko
Die Langzeitprognose nach einer erfolgreichen Behandlung der Kalkschulter ist in der Regel gut. Viele Patienten erfahren eine deutliche Reduktion ihrer Schmerzen und eine Verbesserung ihrer Lebensqualität. Allerdings besteht ein gewisses Rückfallrisiko. Um dieses Risiko zu minimieren, ist es wichtig, die Schulter nicht zu überlasten und regelmäßige Übungen zur Kräftigung der Muskulatur durchzuführen.
Auch eine gute Körperhaltung und ergonomische Arbeitsplatzgestaltung können dazu beitragen, erneute Beschwerden zu vermeiden. Eine regelmäßige Kontrolle beim Facharzt für Orthopädie ist ratsam.
Tipps zur Prävention
Um einer Kalkschulter vorzubeugen, gibt es verschiedene Maßnahmen, die man beachten kann. Grundsätzlich sollte man auf seine Gesundheit achten, zum Beispiel durch:
Eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung, die wichtig für die Gesundheit der Sehnen und Gelenke sind.
Regelmäßige Dehnübungen und Kräftigungsübungen für die Muskulatur der Rotatorenmanschette, um das Risiko einer Verkalkung der Schultersehnen zu reduzieren.
Darüber hinaus sollten einseitige Belastungen und Überlastungen des Schultergelenks vermieden werden. Achten Sie auf eine gute Körperhaltung und ergonomische Arbeitsplatzgestaltung. Bei ersten Anzeichen von Schulterschmerzen sollte ein Arzt aufgesucht werden, um eine frühzeitige Diagnose und Behandlung einer Kalkschulter einzuleiten.

FAQs zur Kalkschulter
Wann ist eine Operation bei Kalkschulter notwendig?
Wenn Schmerzen trotz Physiotherapie, Stoßwellenbehandlung und Injektionen fortbestehen ist die operative Kalkentfernung in Schlüssellochtechnik eine sehr effektive Therapieoption um Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit der Schulter sicherzustellen.
Wie läuft die Operation bei einer Kalkschulter ab?
Die Kalkablagerung wird arthroskopisch entfernt, oft kombiniert mit Schleimbeutelglättung.

Wie lange dauert die Heilung nach einer OP wegen Kalkschulter?
Die Erholung dauert meist wenige Wochen, Sport ist nach 2–3 Monaten möglich.
Welche Risiken bestehen bei einer Kalkschulter OP?
Erneute Kalkablgerungen oder einer länger anhaltende Bewegungseinschränkungen sind Risiken einer OP wegen Kalkschulter.

Kann eine Kalkschulter auch ohne OP verschwinden?
Ja, in manchen Fällen lösen sich Ablagerungen von selbst auf.

PROF. DR. MED BEN OCKERT
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sportmedizin.



